Flagge zeigen
Predigt zum Thema „Flagge zeigen“ von Pfarrer Klaus Vogel am Sonntag „Jubilate“, dem 1. Konfirmationssonntag am 8. Mai 2022, gehalten in der Evangelischen Mauritiuskirche zu Kraichtal-Oberöwisheim im Präsenzgottesdienst.
Liebe Gemeinde,
in Bruchsal und seinen Stadtteilen aber auch in vielen anderen Städten hängen zurzeit an den Rathäusern und Verwaltungsstellen weiß-grüne Fahnen. Auf denen steht „Bürgermeister für den Frieden“. „Mayors for Peace“ – Bürgermeister für den Frieden.
Das ist keine spontane Gründung. Mayors for Peace ist eine internationale Vereinigung von Bürgermeistern, die vor 40 Jahren vom Bürgermeister der japanischen Stadt Hiroshima gegründet worden ist. Es ist aber in der Tat eine aktuelle Aktion gegen den Krieg, den der Barbar von Moskau sinnlos, grundlos, skrupellos als Anschlag auf die zivilisierte Welt begonnen hat.
Die Bürgermeister zeigen Flagge – wie die Redensart sagt. Im wörtlichen und wahrsten Sinn tun sie das.
Flagge zeigen. Der Begriff kommt aus der Seefahrt. Jedes Schiff muss die Flagge des Landes am Mast haben, wo es herkommt bzw. wo es registriert ist. Flagge zeigen heißt sich outen. Zeigen, wer man ist, woher man kommt, wofür man steht. Flagge zeigen hat mit meiner Identität zu tun. Mit dem, wofür ist stehe, wofür mein Herz schlägt, mit meiner Überzeugung, meiner Haltung, meinem Wesen.
Unsere Konfis haben eine Flagge, eine Fahne gestaltet. Sie hängt, sie weht draußen an unserem Kirchenmast. Drauf zu sehen sind die Perlen des Glaubens samt der ganzen Masse an tollen Gedanken dazu, die unsere Konfis entwickelt haben. Unsere Konfis haben sozusagen den Glauben auf die Flagge/Fahne gebracht. Die Konfirmation ist ja so ein Punkt im Leben, an dem die Gretchenfrage gestellt wird. Die Gretchenfrage lautet im Original:
„Nun sag’, wie hast du’s mit der Religion?
Du bist ein herzlich guter Mann,
Allein ich glaub’, du hältst nicht viel davon.“
Bei der Gretchenfrage geht es schließlich auch um nichts anderes, um nichts weniger als darum, Flagge zu zeigen. Flagge in Sachen Glaube, Religion, Gott. Heute in einer Woche wird das Flagge zeigen unserer Konfis ein laut und deutlich gesprochenes JA sein. Heute schon ist dieses ihr kreatives JA bereits auf dem Fahnenstoff zu sehen, zu lesen, und durchaus sehr zu bestaunen.
Es ist sehr schön, dass unsere Konfis jetzt am Ende der Konfirmandenzeit Flagge zeigen und sagen: Ja, ich stehe zum Glauben. Er gibt mir Halt. Gott ist mir wichtig. Eine kleine, oft eher unscheinbare Möglichkeit zum Flagge zeigen ist das Perlenband am Arm. Die Konfis tragen es heute – und vielleicht darüber hinaus noch öfter. Mit dem Glauben ist es wie mit diesem Perlenband. Man trägt es ja nicht immer, sondern zieht es abends oder hin und wieder aus – und dann aber auch wieder an. Der Glaube ist uns auch nicht ab der Konfirmation ein für alle Mal verliehen und unverlierbar gegeben. Nicht wenige haben den Glauben irgendwann im Leben – aus ganz unterschiedlichen Gründen – nicht mehr angezogen, nicht mehr aktiviert, nicht mehr lebendig gehalten. Das ist schade – sehr schade. Schade, weil so die Kostbarkeit des Glaubens, sein Potential zu stärken, zu trösten, Hoffnung zu geben, gelassen zu bleiben… im Dunkeln bleibt, nicht genutzt wird. Ich wünsche mir, dass die heutige Aktion unserer Konfis dafür – und für uns alle – eine Werbeveranstaltung war. Eine Werbeveranstaltung für das beste aller möglichen Vorzeichen, sein Leben zu leben. Promotion für ein Leben mit Gott. Amen.