Friends Will Be Friends
Predigt über Lukas 11, 5-8 von Pfarrer Klaus Vogel am 28.04.2024 – gehalten beim Einsegnungsgottesdienst der Konfirmandinnen und Konfirmanden in der evangelischen Mauritiuskirche in Kraichtal-Oberöwisheim.
Kanzelgruß
Liebe Konfirmationsfestgemeinde, liebe Konfis,
wer von euch vor zwei Wochen hier in der Kirche war, hat es ganz sicher nicht vergessen: Der einzig von unseren und den Unteröwisheimer Konfis klasse vorbereitete und performede Gottesdienst zum Thema „Freundschaft“. Alles von den Konfis selbst gemacht (handgemacht). Selbst die Predigt über die Freundschaft von Jonathan und David. Eigentlich war das ja eine unmögliche Freundschaft. Eine Freundschaft zwischen dem Prinzen und dem, der dessen Vater das Königtum und dem Prinzen die Perspektive darauf wegnehmen sollte. Eine Freundschaft, die zeigt, dass nicht immer Blut dicker als Wasser ist, dass eine gute Freundschaft ein Superlativ ist, Beziehung, Wohlwollen, Verständnis, Selbstlosigkeit und alles Mögliche mehr im absoluten High End Bereich…
Und dann, vor 14 Tagen, ganz am Ende, unerwartet, nicht für möglich gehalten, wie aus dem Nichts, spielt die Band, die aus lauter Konfis besteht, ja wirklich, sie spielt Queen! Vermutlich zum ersten Mal in der über 52-jährigen Geschichte unserer Mauritiuskirche wird hier – live – Queen gespielt… und natürlich, was denn sonst beim Thema „Freundschaft“, erklingt die Rock Ballade „Friends will be Friends“ gespielt. Friends will be Friends – wörtlich, Wort für Wort lässt es sich nicht übersetzen. Es meint aber dies: Freunde sind immer für dich da – so der Vorschlag an einer Stelle im Internet.
Im Lied wird zunächst eine ganz miese Situation vorausgesetzt. Überall Trümmerhaufen… alles ist schiefgelaufen und läuft weiter schief und mies… …alles ist mindestens zum Verzweifeln… …und alles heißt alles: Partnerschaft, Beziehung, Beruf, Gefühlswelt, Befindlichkeit… …alles zum Ko…
Und dann kommt das große ABER. Ich zitiere mal aus der deutschen Übersetzung:
Es ist nicht einfach, mein Lieber, aber du hast Freunde, auf die du dich verlassen kannst. Freunde sind immer für dich da.
Wenn du Liebe brauchst, kümmern sie sich um dich und schenken dir Aufmerksamkeit. Freunde sind immer für dich da
Wenn du das Leben satt hast und keine Hoffnung mehr da ist…
Streck deine Hand aus, denn Freunde sind immer für dich da – bis zum bitteren Ende…
Die Message des Lieds ist: Wenn du Freunde hast, dann ist, dann bleibt das alles nicht so, wie es scheint. Freunde sind Gamechanger oder Anker, Retter, Tröster, Helfer. Unterstützer, letzte Hoffnung. Freunde hauen dich raus, helfen aus der Patsche, Freunde lassen dich nicht hängen und nicht untergehen.
Bemerkenswert finde ich, dass Jesus das nicht nur weiß, sondern dass er das Bild vom Freund und von Freundschaft für gut genug hält, um Basics über Gott zu sagen.
An einer Stelle im Lukasevangelium (Lk 11, 5-8 (Hfa)) sagt er zu seinen Jüngern: „Stellt euch vor, einer von euch hat einen Freund. Mitten in der Nacht geht er zu ihm, klopft an die Tür und bittet ihn: ›Leih mir doch bitte drei Brote. 6 Ich habe unerwartet Besuch bekommen und nichts im Haus, was ich ihm anbieten könnte.‹ 7 Würde der Freund dann von drinnen antworten: ›Stör mich nicht! Ich habe die Tür schon abgeschlossen und mich schlafen gelegt. Außerdem könnten die Kinder in meinem Bett aufwachen. Ich kann jetzt nicht aufstehen und dir etwas geben.‹? Doch bestimmt nicht!“
Freunde sind also diejenigen, bei denen ich in einer Notlage nachts um drei oder um vier klingeln und klopfen kann und die dann reagieren und helfen, die sich nicht wegducken, die mir dann, wenn es eigentlich ganz krass aussichtslos ist, aus der Bredouille helfen. Freunde sind die, bei denen ich – im Notfall – ganz ohne Rücksicht auf Traditionen und Konventionen, oder auf Normen und Formen zu jeder Zeit aufschlagen kann. Freunde sind die, die mir ohne Wenn und Aber aus der Klemme helfen, die mich nicht vor der Tür, in der Kälte oder im Regen stehen lassen – selbst wenn sie dadurch selber nass werden.
Ihr Konfis seid ja inzwischen alt und groß genug, um das alles selber zu wissen – und Freundschaften wertzuschätzen, die ihr habt.
Übrigens weiß auch Jesus ganz genau, was es mit Freundschaften und Freunden auf sich hat. Selbstverständlich ist das ja nicht. Oft habe ich schon in Gesprächen über andere den Satz gehört: Der hat keine Freunde, der hatte nie Freunde. Der war nicht mal sich selbst ein Freund. Traurig, wenn es in einem Leben so aussieht. Ich wünsche euch Konfis von ganzem Herzen, dass ihr euer ganzes Leben lang lückenlos gute Freunde an eurer Seite habt.
Ein besonderer Freund an eurer, an unserer Seite ist Gott. Genau darum erzählt Jesus die Geschichte vom Mann, der in der Nacht seinen Freund rausklingelt und aus dem Bett holt, weil er Brot braucht. Es geht ihm da nicht um eine Lobrede, eine Laudatio auf Freundschaft. Es geht ihm um Gott. Es geht Jesus allein darum, vor Augen zu führen, wie Gott ist – nämlich wie ein guter Freund. Mit allem können wir zu ihm kommen, alles ihm anvertrauen, alles hört er sich an, alles versteht er, alles vergibt er. Wie eben der beste Freund / die beste Freundin es auch tut. Gott ist unser Freund. Gott ist und bliebt euer Freund. Heute, bei der Konfirmation wird die Freundschaft mit Gott besiegelt. Man könnte auch sagen, sie wird abgespeichert. Wie bei einer Datei am PC. Wenn ich sie am Ende schließen will, werde ich immer gefragt: Speichern/sichern? Die Konfizeit geht heute zu Ende. Diese Datei wird geschlossen. Speichert ab, was mittwochs und samstags und auf der Freizeit gemacht worden ist, was ihr gehört und erlebt habt. Speichert es und lasst es nicht verhuschen wie eine nicht gesicherte Datei. Geht verbunden mit Gott weiter euren Weg. Geht ihn in heller oder in stiller Freude jedenfalls in der Gewissheit „Freunde sind immer für dich da“ – gerade auch Gott. Friends will be Friends. Amen.