Karsamstag – Wir haben nichts in Händen
Die Wache am Grab
62 Am nächsten Tag, es war der Sabbat, kamen die obersten Priester und die Pharisäer miteinander zu Pilatus 63 und sagten: »Herr, uns ist eingefallen, dass dieser Verführer einmal behauptet hat: ›Drei Tage nach meinem Tod werde ich von den Toten auferstehen!‹ 64 Lass darum das Grab bis zum dritten Tag bewachen, sonst stehlen seine Jünger noch den Leichnam und erzählen jedem, Jesus sei von den Toten auferstanden. Das aber wäre ein noch größerer Betrug.« 65 »Ich will euch eine Wache geben«,[4] antwortete Pilatus. »Geht und sichert das Grab, so gut ihr könnt!« 66 Da versiegelten sie den Stein, der den Eingang des Grabes verschloss, und stellten Wachposten auf.
Matthäusevangelium 27, 62-66
Karsamstag ist der Tag dazwischen. Zwischen Kreuzigung und Auferstehung. Außer einer kurzen Erwähnung im Markusevangelium (Mk 16, 1) findet sich in den Evangelien nur eine kleine Erzählung (Mt 27, 62-66, s.o.), die uns ein Geschehen berichtet, das am Tag nach der Kreuzigung – also am Karsamstag stattfand. Priester und Pharisäer wollen offensichtlich keine Möglichkeit außer Acht lassen und erwirken bei Pilatus eine Grabwache und die Versiegelung der Grabhöhle, damit der tote Jesus nicht aus dem Grab entwendet werden kann, um danach (s)eine Auferstehung behaupten zu können.
Es kam aber ganz anders: Der Tote blieb nicht tot, Soldaten und Siegel blieben nicht Garanten für den Status Quo. Machthaber wurden zu Machtverlierern. Was um jeden Preis verhindert werden sollte, trat ein.
Der Karsamstag erinnert mich daran, dass meine und überhaupt jegliche menschliche Möglichkeiten lächerlich unnütz sind, um auch nur irgendwie im Geringsten an Gottes Plan zu rütteln. Über den Karsamstag würde ich am liebsten schreiben: Es ist nicht(s) so wie es aussieht. Dies sagt mir der Karsamstag – und er sagt mir auch: Es bleibt nicht(s) so, wie es aussieht. Gott sei Dank! – Wem auch sonst?
Klaus Vogel, Pfarrer