Predigt von Prädikant Kai Tröger-Methling am 24.05.2020 (Sonntag Exaudi) über Joh 16, 5-15
Kanzelgruß
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.
Predigttext
Als Predigttext für den heutigen Gottesdienst lese ich Worte Jesu, aus dem 16. Kapitel des Johannesevangeliums, ich lese die Verse 5 bis 15.
Es ist ein Teil der Abschiedsreden Jesu, gesprochen bevor Jesus auf den Kreuzweg ging.
Joh 16,5-15
Jesus spricht:
Jetzt aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat;
und niemand von euch fragt mich: Wo gehst du hin?
Doch weil ich das zu euch geredet habe, ist euer Herz voll Trauer.
Aber ich sage euch die Wahrheit:
Es ist gut für euch, daß ich weggehe.
Denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Tröster nicht zu euch.
Wenn ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden.
Und wenn er kommt,
wird er der Welt die Augen auftun
über die Sünde
und über die Gerechtigkeit
und über das Gericht;
über die Sünde:
daß sie nicht an mich glauben;
über die Gerechtigkeit:
daß ich zum Vater gehe und ihr mich hinfort nicht seht;
über das Gericht:
daß der Fürst dieser Welt gerichtet ist.
Ich habe euch noch viel zu sagen;
aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen.
Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird,
wird er euch in alle Wahrheit leiten.
Denn er wird nicht aus sich selber reden;
sondern was er hören wird, das wird er reden,
und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen.
Er wird mich verherrlichen;
denn von dem Meinen wird er’s nehmen und euch verkündigen.
Predigtbitte
Herr segne unser Reden und Hören durch deinen heiligen Geist. Amen.
Predigt
Liebe Gemeinde,
Abschiedsstimmung unter den Jüngern.
Die Jünger überblicken nicht, worum es eigentlich geht.
Aber Jesus weiß, was geschehen wird.
So wird es sein:
Für die Jünger wird plötzlich alles anders aussehen, als gedacht.
Von jetzt auf nachher ist er, der, auf den sie sich verlassen haben, er, der Messias, weg.
Sie sind allein, ohne ihn.
Sie werden sich voll Sorge fragen, wie es jetzt weitergehen soll.
Sie werden traurig sein und zurückschauen auf das, was verloren ist.
Jesus Worte sind also Wortee für die, denen das Leben eine solche plötzliche Änderung zumutet.
–
Jesus sieht nach vorne.
Er weiß, dass sein Tod am Kreuz kein Abschied für immer ist.
Der Tod wird nicht den Sieg davontragen.
Seine Auferstehung und die Himmelfahrt werden das zeigen.
Aber was soll nun aus den Jüngern werden?
Liegt es an ihnen,
was sie aus dieser Lage machen?
Kommt es darauf an, ob sie verzweifeln und den Bettel hinschmeißen? Sollen sie also ihr „Projekt Jesus“ beerdigen?
Kommt es darauf an, ob sie sich in ihre Ecke verkrümeln, von nichts mehr etwas wissen wollen und nur noch daran denken, wie schön es früher einmal war? Sollen sie sich in die Sehnsucht, wie schön alles gewesen ist, verlieren?
Kommt es darauf an, ob sie sich zusammenreißen, die Sache in die Hand nehmen und versuchen, Jesu Sache auch dann voranzutreiben, wenn er nicht mehr bei ihnen ist? Ist positives Denken gefragt?
Kommt es darauf an, was die Jünger aus der ganzen Sache machen?
–
Nein, darauf kommt es nicht an.
Es kommt allein auf Jesus an.
Und Jesus wird handeln.
Er hat versprochen ihnen den Tröster zu senden.
Der Heilige Geist, von dem da die Rede ist, ist keine Ersatzlösung.
Er ist nicht der Ersatzspieler, der eingewechselt wird, nachdem Jesus vom Platz gegangen ist.
Im Heiligen Geist kommt Gott, kommt Jesus Christus selbst zu uns.
Über den Heiligen Geist sagt Jesus:
»Er wird mich verherrlichen; denn von dem Meinen wird er’s nehmen und euch verkündigen« (Vers 14).
Der Heilige Geist ist der Jesus-Geist.
Er wird Jesus für uns groß machen.
Er wird Jesus zum Maßstab unseres Lebens machen.
Wir können viele gelehrte Bücher über Jesus lesen.
Wir können zehn Jesus-Videos anschauen.
Wir können über Jesus lange nachdenken.
Aber wirklich bei uns ankommen wird Jesus erst,
wenn uns Gottes Geist die Augen für ihn öffnet.
Deshalb ist das Pfingstfest, auf das wir in dieser Woche zugehen, für uns Christen so wichtig.
Erst durch den Heiligen Geist entsteht der Glaube,
erst durch den Heiligen Geist entsteht Gemeinde,
erst durch den Heiligen Geist sind wir Christen.
Da geht es uns wie den Jüngern damals:
Auf uns, da kommt es gar nicht an.
Auf Jesus kommt es an und auf den Geist,
den er uns senden will.
–
Jesus beschreibt,
was dieser Heilige Geist mit uns anstellen wird.
Wenn der Geist kommt, wird er der Welt die Augen auftun über die Sünde und über die Gerechtigkeit und über das Gericht. (V8)
Gottes Geist ist dabei kein Zeitgeist.
Gottes Geist passt sich nicht den Trends der Mehrheit an.
Er ist nicht eine Stimme unter den vielen Stimmen in unserer Zeit.
Schrill und laut und spektakulär.
Der Heilige Geist ist die Stimme der Wahrheit.
Er ist die Stimme,
die uns zeigt, wie Gottes Willen aussieht.
Der Geist zeigt, wie die ticken sollen,
die ihre innere Uhr an Gottes Zeitansage ausrichten wollen.
Er hilft uns, zu verstehen,
was wir in der Bibel lesen,
und zu verstehen, was wir in der Kirche hören.
Er hilft, dass wir es für uns verstehen.
Aber nicht nur das!
Diese Stimme hilft uns auch,
dass uns das alles in unser Herz fällt.
Dass wir es also nicht nur vom Kopf begreifen und darüber nachdenken und reden können.
Sondern dass wir es im Herzen spüren und dass es uns zum inneren Bedürfnis wird, unser Leben danach zu richten.
–
Jesus sagt über den Heiligen Geist:
»Er wird der Welt die Augen auftun über die Sünde.«
Durch den Heiligen Geist, da werden wir begreifen und spüren, wo die Dinge aus dem Ruder laufen.
Wo es schief geht.
Wo es so ist, wie es nicht sein sollte.
Mit uns.
Unter uns.
Und um uns herum.
–
Jesus sagt über den Heiligen Geist:
»Er wird der Welt die Augen auftun über die Gerechtigkeit.«
Der Heilige Geist ist nicht der Wutbürger, der mit Fingern auf andere zeigt und behauptet, dass die alles falsch machen.
Der Heilige Geist ist kein destruktiver Schreihals,
er ist konstruktiv.
Er zeigt, wie es sein soll, damit es gerecht zugeht.
Er zeigt uns, wie wir handeln können und er setzt dabei unsere Prioritäten. Gerecht wird es sein. Abgewogen und fair. Mit Liebe dem anderen gegenüber unterwegs sein; das wird der Schlüssel sein.
–
Jesus sagt über den Heiligen Geist:
»Er wird der Welt die Augen auftun über das Gericht,
dass der Fürst dieser Welt schon gerichtet ist.«
Der Heilige Geist erinnert uns daran,
dass alle das, was diese Welt bringt,
das Leid,
die Sorge,
Verzweifelung, Not und Probleme,
Krankheit und Tod,
dass all das nicht das letzte Wort behalten wird,
sondern dass uns nichts und niemand scheiden kann von der Liebe Gottes.
–
So stattet Jesus seine Jünger aus,
für die Zeit, die vor ihnen liegt.
So stattet Gott die Seinen aus,
wenn alles wegbricht und durcheinander geht.
So stattet Gott auch uns aus
für unseren Weg
durch diese Tage,
durch unser Leben.
Da können unsere Tage noch so schwierig sein.
Wovor sollten wir uns da fürchten?
Amen.