15. Mai 2020
Beitrag von Klaus Vogel
Herrnhuter Tageslosung vom 15. Mai 2020
»Der HERR erhörte unser Schreien und sah unser Elend, unsere Angst und Not« (5 Mose 26, 7)
Gedanken dazu:
- „Der Herr erhörte unser Schreien…“ Hier wird kein Geschrei, Gebrüll, Gegröle oder Gekreische beschrieben, kein Alltagsgekrähe. Die Situation ist wirklich schlimm und ernst. Ein Bild von Edvard Munch fällt mir beim Nachdenken zuerst ein: „Der Schrei“ – eines der weltweit berühmtesten Bilder überhaupt. Übrigens ist „Der Schrei“ die Vorlage für das bekannte Emoji „Face screaming in fear“ („vor Angst schreiendes Gesicht“). Das Bild von Munch trifft einen Nerv – oder besser: beschreibt eine Befindlichkeit, die viele kennen – auch ich. Wenn „Not“, „Angst“ und „Elend“ derart explodiert sind, dass man nicht nur schreien möchte, sondern es auch tut: Schrill, unkontrolliert, mit Tränen in den Augen und Zorn im Gesicht. Munch hat das Bild nicht akademisch motiviert gemalt oder weil er so ein exzellenter Menschenkenner oder Psychologe gewesen wäre. Das Bild spiegelt seine eigene psychisch katastrophale Lage und miserable Befindlichkeit wieder. Er hat bei einem Abendspaziergang den akustischen Teil des Schreis gehört und anschließend (exzellent) gemalt.
- Man kann, wenn man mies drauf ist, ein Bierchen trinken, seine Lieblingsmusik hören, eine Runde joggen, ein Computerspielchen anfangen – es gibt viele Möglichkeiten auf dem Weg zum Ende der „Mies-drauf-sein-Fahnenstange“ – ziemlich am Ende findet sich das Schreien.
- Säuglinge und Babys haben auf ihrer „Fahnenstange“ ja nur diese eine Option zur Verfügung: Das Schreien. Das Schreien der Babys beendet sofort jede Lockerheit und Entspanntheit bei den Eltern. Es hat auch schon schlimmste Gewaltausbrüche und Gewaltstraftaten provoziert. Das Schreien von Säuglingen hat maximales Potenzial, an den Nerven zu sägen – eine Erfahrung, die wohl alle kennen und haben.
- Der Vers und das Schreien, das der HERR erhörte bezieht sich auf die Sklaverei der Israeliten in Ägypten: eine Zeit, die in der Summe extrem schlimm, demütigend und permanent lebensgefährlich gewesen ist. Ob die Israeliten Gottes Hilfe auch herbei geschrieen haben? Die wundervolle Erfahrung der Israeliten, die identitätsstiftend für das Verhältnis Gottes zu seinem Volk geworden ist, ist jedenfalls die Errettung aus der ägyptischen Sklaverei. Denn Gott hat das Schreien seines Volkes erhört.
- „Hören“ und „erhören“ – beide Worte sind so ähnlich und doch so unterschiedlich. „Erhören“ ist das ungleich schönere – ja ein herrliches Wort. Es kommt in der Alltagssprache wenig vor, nur in Bruchteilen der Häufigkeit von „hören“. Ob das daran liegt, dass so sehr viel gehört und nur ganz selten erhört wird?
- Mein Glaube lebt von der Zuversicht, dem Vertrauen, ja der Gewissheit, dass Gott mich sowohl hört als auch erhört. Alles, was ich zu Gott denke, flüstere, sage, rufe, schreie oder brülle, kommt bei ihm an. Wir gehen mit diesen Tagen auf den Sonntag „Rogate“ zu. Übersetzt heißt das: „Betet, bittet!“ Es ist die Einladung, zu Gott Kontakt zu suchen, zu haben, zu behalten. Die Einladung, dass wir uns ihm anvertrauen. Diese Einladung steht unter Jesu einzigartiger Verheißung „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken!“ (Mt 11, 28). Gott sei Dank, dass das so ist!
Kunterbuntes
- Vor 495 Jahren wird Thomas Münzer, ein evangelischer Theologe und eine der Leitfiguren im Deutschen Bauernkrieg nach der Schlacht bei Frankenhausen, die in einer völligen Niederlage der von Müntzer zusammengerufenen Bauernhaufen endet, gefangen genommen und am 27. Mai in Mühlhausen enthauptet.
- Vor 453 Jahren wurde der italienische Komponist Claudio Monteverdi geboren; vor 247 Jahren der österreichische Politiker Klemens Fürst von Metternich und vor 109 Jahren der schweizerische Schriftsteller Max Frisch.
- Vor 92 Jahren verkehrt auf der Strecke Hoek van Holland – Basel erstmals der Luxuszug Rheingold entlang des Rheins
- Vor 46 Jahren wird Walter Scheel zum 4. Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt.
- Die deutsche Schlagersängerin Andrea Jürgens feiert heute ihren 53. Geburtstag. Mit ihr können drei Personen aus unserer Kirchengemeinde und eine Mitarbeiterin heute ebenfalls Geburtstag feiern.
- Alle, die Rupert und Sophia heißen haben heute Namenstag; zu unserer Kirchengemeinde gehört eine Sophia.
- Zum Schmunzeln: Lehrer: „Wenn du 10 € hättest und deinen Vater um 10 weitere bitten würdest, wie viele Euro hättest du dann?“ – Schüler: „Zehn.“ – Lehrer: „Du kennst deine Rechenregeln nicht!“ – Schüler: „Und Sie kennen meinen Vater nicht!“
Übrigens:
Die Gedanken zur Tageslosung können auch unter der Nummer (07251) 3800696 am Telefon angehört werden.
Lassen Sie sich automatisch per Mail über jeden neuen Beitrag auf der Homepage informieren: Einfach bei AKTUELLES VIA E-MAIL (erscheint auf jeder Seite links) Ihre Mailadresse eingeben und auf „Abonnieren“ klicken.
Kinder finden unter www.kirche-entdecken.de/ phantastische und vielfältigste Möglichkeiten, kirchliches Kinderland zu betreten und zu entdecken.
Kommen Sie gut und behütet durch diesen Tag – Gott segne Sie!